Cold Mountain | 2013 – 2018

COLD MOUNTAIN 2013 – 2018  Frankreich

Eine Reise von drei Wochen entwickelt sich zu einem sechsjährigen Abenteuer. Unzugängliche Natur, Klippen und Schluchten, rauer Fels, Wind, Wolken, Schnee und Regen. Eine meditative Arbeit über einsame Regionen der französischen Alpen.

Das Buch erschien 2021 bei HARTMANN BOOKS 2021 und ist im Shop erhältlich, wie auch eine Collector’s Edition mit Pigment Print.
Editions Drucke und Preise sind in diversen Grössen und in kleinen Auflagen über das Studio oder die Galerie Morat in Berlin zu erfragen.
 
 
Buchbesprechung von Stefan Fischer in der Süddeutschen Zeitung
„Geister aus Granit“  
Das Schwerste und das Leichteste finden zusammen im Gebirge. Hier der massive, scheinbar unverrückbare Fels, Tausende Meter hoch aufgetürmt, schrundig und mächtig, bedeckt mitunter von zusätzlichen tonnen-schweren Schneelasten. Und dort Wolkenfetzen, vom Wind zusammen-getrieben und sofort wieder auseinandergeblasen, ohne Ort und ohne Halt. Mal blickdicht, dann wieder wie ein Schleier, der noch eine Ahnung erlaubt von dem, was dahinter liegt. Oder, ähnlich schwerelos: weiße Flocken, die leicht durch die Luft taumeln. Selbst die Bergdohlen, schwärzer als der dunkle Fels, den Michael Lange mit seiner Kamera erforscht, wirken, als hätten sie kein Gewicht und könnten den Kräften des Windes nicht standhalten.
Langes Fotografien aus den französischen Alpen, die er in seinem Fotoband „Cold Mountain“ zeigt, sind außergewöhnlich. Weil sie die Grenzregion ausloten zwischen dem gerade noch Sichtbaren und dem Unsichtbaren. Weil sie den Moment bannen, in dem sich aus der Dunkelheit der Nacht oder aus dem Dickicht der Wolken soeben erste Strukturen herausschälen – oder, umgekehrt, sich ein Vorhang zuzieht und ein letzter flüchtiger Blick auf das möglich ist, was eine Sekunde später komplett verborgen sein wird. Weil die Bilder, auch das, in dem Augenblick entstehen, in dem sich die vielen Abstufungen von Grau für das gesamte Farbspektrum öffnen. Es ist jener Moment, wenn erst nur mehr zu erahnen als tatsächlich schon zu sehen ist, dass die Bäume und Wiesen grün sind, dass eine Felswand ihre zarten Rottöne preisgibt oder das violette Licht der Dämmerung den Stein schimmern lässt.
Die Gebirgsformationen haben selten einen Anfang oder ein Ende auf Langes Fotografien. Manchmal sieht man einen Gipfel, dann lösen sich die Berge jedoch meistens gen Tal hin auf. Oder aber der Blick hinauf wird immer diffuser, und ein Gipfel lässt sich nur vor dem inneren Auge als die logische Fortführung der Linien imaginieren, die noch wahrnehmbar sind. Oft fokussiert sich Michael Lange ohnehin auf eine Flanke oder eine Wand, wählt also einen Ausschnitt statt den gesamten Berg oder gar ein Massiv. Einige der Bilder sind so blass, dass die Struktur der hellen Grautöne nicht ohne weiteres als eine Gebirgslandschaft zu erkennen ist. Es gibt einige Bilder, die wecken sogar eine Assoziation an den legendären Holzschnitt „Die große Welle vor Kanagawa“ des japanischen Künstlers Hokusai. Der Gedanke kommt einem vielleicht auch deshalb in den Sinn, weil Michael Lange seine Fotografien in Beziehung setzt zu fernöstlicher Poesie. Das Buch enthält kein Vorwort, keine Erläuterungen dazu, wie die Bilder entstanden sind. Nur ein Gedicht Langes, das ebenfalls den Titel „Cold Mountain“ trägt: „Lernen, im Dunkeln zu sein, im Schmerz. Zu Vertrauen – zu singen. Zu fliegen …“ Lange lädt ein zu einer Art Meditation, dazu tragen die wenigen Zeilen Text der vier Zen-Mönche Hanshan, Ikkyu, Basho sowie Ryokan aus dem 7. bis 18. Jahrhundert bei – Gedankenfetzen, die durch das Buch wabern wie die Nebelschwaden durch die Fotografien.
„Cold Mountain“ entfaltet jedoch auch dann eine große Kraft, wenn man dem Esoterischen wenig abgewinnen kann. Die Bilder sind extrem detailreich, das entdeckt man, je länger man sie betrachtet. Sie haben, und das ist eine Qualität, kein Zentrum, alles in ihnen ist gleichermaßen wichtig – und explizit nicht: gleichermaßen unwichtig. Die Fotografien halten einem langen Verweilen, einem Stöbern des Blickes stand. Und entfalten so ihre Erhabenheit.
COLD MOUNTAIN
2013 – 2018    French Alpes
The photographs follow my longing for silence and solitude as my love for the mountains. Over a period of six years I worked on extended trips in various regions of the French Alpes.
The works reflects the sublime and fleeting decisive moment in nature. Besides, the question of how we perceive what we see and how to find new ways of expressing what is felt, kept me returning over the years. On the emotional level the images can be understood as vignettes, small poems, or expressions of the inner realms and feelings of the author.
The title COLD MOUNTAIN refers to the legendary Zen monk, poet and hermit Hanshan “Cold Mountain” from the 7th century in China.


The book COLD MOUNTAIN was published by HARTMANN BOOKs 2021 and is out of print, a LTD Edition of is still available in the shop.

Edition prints are available in various sizes. For further enquiries, please contact the studio or the Galerie Robert Morat in Berlin.